Alenka Sottler (*1958)

Mit über zehn hochrangigen nationalen und internationalen Preisen, wie dem Goldenen Apfel der Biennale in Bratislava 2007 (für „Aschenputtel“/ Pepelka), zählt Alenka Sottler zu den wichtigsten und avanciertesten slowenischen Illustratoren. Ihre Arbeiten wurden in China, Italien und der Schweiz veröffentlicht und zeichnen sich durch eine fast dreidimensionale Bildtextur und fingierte Stofflichkeit aus. Sottler, die vor allem Märchen und Kinderlyrik illustriert, arbeitet sehr aufwendig und akribisch: Über ihre Bilder scheint sich ein grobkörniger Filter gelegt zu haben, oder sie erwecken den Eindruck, auf einer schweren Texturleinwand entstanden zu sein und vermitteln darum eine außergewöhnliche Getragenheit und Bildfülle. – Auf diese Weise verleiht Sottler den meist königlich-höfischen Märchensujets eine satte Bedeutungsschwere (vgl. Pepelka und Svetove pravljice/ „Märchen aus aller Welt“). Den eigentlichen Reiz in Sottlers Bildern machen die Brechungen und Konterkarierungen aus, die jenen edlen Nimbus ad absurdum führen oder ihn in einem völlig unvermuteten Sinnzusammenhang präsentieren. Dies geschieht zum einen, wenn Sottler gerade einmal nicht ein entsprechend „hohes“ Sujet bebildert, sondern bspw. die

Willi wünscht sich einen Bruder
Willi wünscht sich einen Bruder
Geschwistergeschichte „Willi wünscht sich einen Bruder“, in der sich der kleine Willi daran gewöhnen muss, dass er leider keinen großen Bruder, sondern eine kleine Schwester – Lisa – bekommen hat. Die Story, wie sich die Geschwister aneinander annähern und feststellen, dass Bruder resp. Schwester doch ganz in Ordnung sind, erhält mit Sottlers Bildern nicht nur eine unglaubliche Ruhe, sondern erweckt aufgrund der satten Bilder den Eindruck eines großen Gesellschaftsgemäldes. Zum anderen, und hier ist das Buch des Jahres 2010 Cesar in roza („Der Kaiser und die Rose“) als paradigmatisch anzusehen, spielt Sottler – wie auch die Autorin Bina Štampe Žmavc (*1951) – mit dem eigenen „hohen Stil“ und fügt in ihre Illustrationen von Prinzen, Königen, Schlössern, goldenen Kugeln etc. moderne Alltagsgegenstände wie eine Spülmittelflasche ein. Damit folgt Sottler dem Narrativ des vielschichtigen Kinderbuches, denn Bina Štampe Žmavc hat darin keine Märchen, sondern ironische Märchenadaptionen versammelt und bricht mit den typischen Märchenhandlungen durch ähnlich moderne und irritierende Einsprengsel wie Sottler in ihren Illustrationen. Für alle, die sich ein wenig in der klassischen Märchenwelt auskennen, ist Cesar in roža bildlich wie textlich eine großartige Lektüre…und Alenka Sottler eine wahre Entdeckung.

Abb. zu Pepelka
Abb. zu Pepelka

In Auswahl:
Cesar in roža. Text: Bina Štampe Žmavc. Dob pri Domžalah: Miš 2009. (KB ab 12) – It.: Echi d’Oceano. Text: Luigi Dal Cin. Modena: Franco Cosimo Panini 2009. (BB ab 6)
Tri pesnitve. Text: Andrej Brvar. Maribor: Litera 2007. (KLyrik)
Pepelka. Text: Jacob & Wilhelm Grimm. Übers. Polonca Kovač. Ljubljana: Mladinska knjiga 2006. (KB ab 6)
Svetove pravljice. Ljubljana: Nova revija 2006. (KB ab 7) – Dt.: Willi wünscht sich einen Bruder. Text: Bernhard Lins. Zürich: Bohem Press 2004. (BB ab 4)
Zweisprachige Homepage: http://www.sottler.si/pages/slo/domov.php?lang=EN