Damijan Stepančič (*1969)
Der zur Zeit vielbeschäftigste Illustrator Sloweniens ist mit Sicherheit Damijan Stepančič. Neben seinen Illustrationen zu den 2009 erschienen Lyrikanthologien der zwei bedeutendsten slowenischen Kinderlyriker Tone Pavček und Saša Vegri und der intensiven Zusammenarbeit mit Peter Svetina verfolgt Stepančič immer auch vollkommen eigene Projekte – wie 2010 „Die Geschichte vom Anker“ (Zgodba o sidru) und 2009 „Der Kritzelräuber“ (zweisprachig: Počekani ropar/Scribble Robber). In beiden Büchern spielt er mit seinem ureigendstem Metier: dem Zeichnen und dem Geschichtenerfinden. Im textlosen „Ankerbuch“ wie auch im „Kritzelräuber“ durchbricht Stepančič dabei die Erzählebenen, intergriert eine Geschichte in der Geschichte und springt mitsamt den Protagonisten zwischen ihnen hin und her. Das Ankerbuch, voller maritimer Details und mit einem vergilbtem Grundton, der an alte nautische Karten erinnert, erzählt die wunderbare Geschichte von einem Jungen, der in einem Buch von der besonderen Reise eines fliegenden Schiffes liest, dessen Kapitän auf einmal in des Jungens Zimmer erscheint. Zusammen mit dem Kapitän macht sich der Junge auf in die Stadt, doch als die steinernen Drachen, die auf den Brückengeländern der Stadt schlafen, durch das fliegende Schiff wachwerden, müssen Kapitän samt Kogge fliehen. Dabei reißt der Anker ab. In der Schlusspointe des Buches erkennt der Junge (und auch der Leser) in jenem zurückgelassenen Anker das alte Ankerdenkmal, das in der Stadt steht, wieder. Durch Zoom- und Spiegeltechniken hat Stepančič mit dem Ankerbuch eine Geschichte ohne Worte geschaffen, in der man immer neue Querverbindungen zwischen den Erzählebenen findet und erkennt, wie sehr sich Seemannsgarn und fiktionale Realität durchdringen. Ähnlich reizvoll, aber weniger an eine alte Sage oder ein historisches maritimes Sujet erinnernd, sondern sehr modern erscheint gegenüber der „Geschichte vom Anker“ der „Kritzelräuber“. Die Geschichte ist schnell erzählt, aber aufgrund ihrer bildlichen Erzählform spannend: Ein kleiner Junge kritzelt, wo er geht und steht, und „verschönert“ auch das Fahndungsfoto eines Räubers auf einer Litfasssäule. Durch das Bemalen erweckt der Junge das Bild zum Leben, und der Räuber beginnt, den Jungen zu verfolgen und durch die Stadt zu geistern. Als er endlich gefasst wird, stellt er sich als harmloses Muttersöhnchen heraus, und der Junge kann wieder seinen Kritzeleien nachgehen. …dabei vergisst er schnell, welche „Gefahren“ dabei lauern und bekritzelt ein Zirkusplakat mit einem Löwen… Dass jener zum Leben erweckte Löwe auch ein charmanter und überaus zuvorkommender Vertreter ist, wird allerdings erst in einem anderen Bilderbuch, nämlich in „Antons Zirkus“ (Antonov cirkus) klar. Damijan Stepančičs liebt das Spiel mit den bildlichen Erzählebenen in seinen eigenen Bilderbüchern, aber auch die von ihm illustrierten Kinderbücher anderer Autoren zeichnen sich durch eine große Warmherzigkeit in der Figurenzeichnung aus, wie bei den beiden Nilpferden Hubert und Marcel (Modrost nilskih konjev von Svetina), und durch griffige Charakterisierung der jeweiligen Erzählsituation. Er ist damit einer der vielseitigsten Illustratoren seines Landes und engagiert sich für die slowenische KJL, in dem er zahlreiche Workshops für Kinder anbietet.
In Auswahl:
- Zgodba o sidru. Ljubljana: Mladinska knjiga 2010. (BB ab 4)
- Modrost nilskih konjev. Text: Peter Svetina. Ljubljana: DZS 2010. (KB ab 7)
- Počekani ropar (Scribble Robber). (Zs. mit Lucija Stepančič) Text: Lucija Stepančič. Ljubljana: Vodnikova založba 2009. (BB ab 5)
- Naročje kamnčkov. Text: Saša Vegri. Ljubljana: Miš 2009. (KLyrik)
- Antonov Cirkus (Anton’s Circus). Text.: Peter Svetina. Ljubljana: Vodnikova založba in KUD Sodobnost International 2008. (BB ab 5)
- Majhnice in majnice: pesmi mnogih let za mnoge bralce. Text: Tone Pavček. Dob pri Domžalah: Miš 2009. (KLyrik)
- Ana in Bučko: abecerimarija. Text: Tone Pavček. Dob pri Domžalah: Miš 2009. (KLyrik)
- Pesmi iz pralnego stroja. Text: Peter Svetina. Ljubljana: Mladinska knjiga 2006. (KLyrik)