Im »Dorf am Rande der Vernunft« geht es speziell zu: Die Hellseherin Slutka kann vorhersehen, wer als Nächstes stirbt. Sie schreibt den Namen auf einen Zettel und schickt ihn zu dem zurückgezogen lebenden Moća, der den Namen auf ein Kreuz setzt. Eines Tages entdeckt er seinen eigenen Namen auf dem Zettel. Was tut ein Mensch, dessen Zeit abläuft? Die Gewissheit, bald zu sterben, gibt Moća die Freiheit, Dinge zu tun, die er sonst nicht getan hätte. Und er setzt sich mit sich und seiner Vergangenheit auseinander. Welche Rolle die Kinder des Dorfes dabei spielen, erfährt er erst am Ende: Sie haben Moća mit dem Zettel einen Streich gespielt. Stefan Tićmi hat eine mystische Geschichte über das Leben mit dem Tod geschaffen. Der Text ist verschroben, irrational und experimentell. Er wird vielfach durch (blasser gedruckte) »gemurmelte« Sprüche, Streichungen, eingeschobene Legenden und – wie im antiken Drama – einen kommentierenden Chor von Kindern unterbrochen. Diese Erzählweise ist unheimlich, spannend und unterhaltsam zugleich.

Imprimatur
2023
117 Seiten
Stefan Tićmi
Zorana Klječanin
ab 14 Jahren