Für Elfjährige scheint alles Abenteuer zu sein; vor allem, wenn man eine toughe Draufgängerin ist wie Li. Aus ihrer Perspektive durchkämt die estnische Autorin, Lyrikerin und Übersetzerin Kätlin Kaldmaa eine autonome Kindheit auf dem estnischen Land in den 1980ern. Erwachsene bleiben außen vor, während Li und ihre Geschwister Lotta und Sass sowie Lis bester Freund Taavi die Gegend um sie herum zu ihrem Revier machen.
Kaldmaa weiß ganz genau, was Kinder interessiert, was und wie sie sich gegenseitig erzählen (Gruselgeschichten!), wie hart sie miteinander sein können, und findet dafür eine hellwache Sprache. Und mehr steckt in dem Buch: Lis Kindheit ist eingebettet in die Zeit der estnischen Sowjetrepublik, sodass den Lesern fast unmerklich Einblick in die Lebenswirklichkeit (Kolchosearbeit, Krankenhauszustände) gewährt wird. Das mag ein Grund sein, warum „Bad Girl“ bei Kindern UND bei Erwachsenen großartig ankommt und binnen kürzester Zeit in die zweite Auflage gegangen ist.
Halb tüdruk on jumala hea olla (Es ist verdammt gut, ein böses Mädchen zu sein)
Varrak
2016
139
Kätlin Kaldmaa
Jaan Rõõmus