David Böhm –Â
Sie als Illustrator zu bezeichnen, greift zu kurz: Gemeinsam mit JiĆĂ Franta haben Sie die Comiczeitung KIX (2011-2016) gegrĂŒndet, sie drehen Videos, schaffen Rauminstallationen und Wandmalereien, veranstalten Performances, unterrichten Illustration an der Scholastika Prag, und machen BĂŒcher.
â Wie wĂŒrden Sie Ihren Beruf bezeichnen?
Die Berufsbezeichnung ist mir eigentlich egal â in der Regel benutze ich visual artist (Bildender KĂŒnstler) â, was mir wichtig ist, ist meine maximale Aufmerksamkeit auf die Dinge zu richten, die mich interessieren. Das Ergebnis kann dann ein Buch, ein Zyklus von Zeichnungen, eine Ausstellung usw. sein.
â Wollten Sie das immer schon werden?
Das ist eine interessante Frage, denn ganz offensichtlich habe ich den Blickwinkel im Erwachsenwerden geĂ€ndert. FĂŒr mich als Kind war die Vorstellung von einem KĂŒnstler ziemlich unscharf, aber ich mochte immer, dass KĂŒnstler frei sind, zu tun, was sie möchten. Und das trifft doch tatsĂ€chlich zu. Es ist wahrscheinlich das Beste, das man sein kann.
That is interesting question, because how I grew up I obviously change the a point of view. So for me as a child, the idea of an artist was quite inaccurate, but I always liked that he was free to do whatever he wanted. and that actually applies. it’s probably the best one can be.
â In Deutschland sind bislang drei Ihrer BĂŒcher erschienen â alles SachbĂŒcher fĂŒr Kinder (und Familien!). Was reizt sie an der Wissensvermittlung in Wort und Bild? Worin liegt die Herausforderung bei SachbĂŒchern (fĂŒr Kinder)?
Ich halte KinderbĂŒcher fĂŒr sehr wichtig. Als Kind habe ich sie geliebt, und ich erinnere mich noch immer an verschiedene Diagramme und Bilder, die ich mir immer wieder angesehen habe. Heute gibt es natĂŒrlich, nicht nur online, viel mehr Informationsquellen. Aber das Buch hat immer noch seine QualitĂ€ten. Ich halte es fĂŒr wichtig, Kinder dazu einzuladen, ĂŒber Themen nachzudenken, die manchmal nicht kindlich erscheinen. Und eine Buchform, die Bild und Text kombiniert, ist dafĂŒr ideal.
â Was ist zuerst da? Buchidee oder die Begeisterung fĂŒr ein Thema?
Beide gleichzeitig. Ich versuche, die Möglichkeiten, die das Medium Buch (oder eine Ausstellung oder was auch immer) bietet, auszumachen und durchdenke daraufhin das Buch(projekt). Ich wusste bei âA wie Antarktisâ also von Anfang an, dass es kein Animationsfilm oder eine Ausstellung werden sollte. Und hatte ein Buch vor Augen, das der Leser in seinem eigenen Tempo durchblĂ€ttern kann, und bei dem jede Doppelseite ein etwas anderes Thema eröffnet.
â Woher kommt Ihre Begeisterung fĂŒr die Antarktis?
Der tschechische Polarforscher und Reisende Jaroslav PavlĂÄek hat mich bei unserem Zusammentreffen sozusagen mit der Antarktis infiziert. Dieser Kontinent ist auf so viele Arten faszinierend. Also habe ich mir ein Buch ausgedacht, das mein Interesse umrahmt.
â A wie Antarktis hat die Jury unter anderem aufgrund der groĂen gestalterischen Vielfalt begeistert. Wie entscheiden Sie, welche kĂŒnstlerische Technik und welchen Zeichenstil Sie mit den Fakten, die Sie vermitteln möchten, kombinieren?
Das Thema Antarktis ist riesig und eigentlich könnte jede Doppelseite in A wie Antarktis eigenes Buch fĂŒllen. Also habe ich versucht, mit jeder Doppelseite eine neue Perspektive zu eröffnen. Das Buch ist keine Geschichte, die man von Anfang bis Ende lesen muss. Ich denke anderes, so dass es mir entspricht, die Techniken der Darstellung zu wechseln. Zudem finde ich, dass es dem Buch einen Rhythmus verleiht. Und was in diesem Zusammenhang natĂŒrlich unbedingt erwĂ€hnt werden muss, ist die Tatsache, dass ich mit mehreren Personen gearbeitet habe, was selbstverstĂ€ndlich auch dazu fĂŒhrt, dass sich die Stile Ă€ndern.
â Haben Sie eine Lieblingsstelle in A wie Antarktis?
Ich habe keine Lieblingsstelle, aber ich spreche bei Lesungen gerne ĂŒber Ernest Sheckelton. Oder darĂŒber, wie wir die Art und Weise verĂ€ndern, wie wir die Dinge um uns herum betrachten.
â Sie widmen den Preis Ihrem verstorbenen Sohn JĂĄchym, der Ihnen gezeigt hat, die Welt aus einer neuen Perspektive zu betrachten. In A wie Antarktis stellen Sie ebenfalls die Frage nach der (eigenen) Perspektive und fordern zum genauen Hinsehen und Hinterfragen von Vorstellungen und Einstellungen auf. Warum ist es Ihnen wichtig, mit Ihren BĂŒchern neue Perspektiven zu eröffnen?
Meine beiden Ă€ltesten Söhne waren zusammen mit mir in der Antarktis. JĂĄchym und Oliver. Ihre ReisetagebĂŒcher sind ebenfalls Teil des Buches. Leider starb JĂĄchym (er ist mit erhobenen HĂ€nden auf dem Cover zu sehen) diesen Sommer bei einem Unfall. Er war ein groĂartiger und kluger Kerl, der sich immer wieder fragte, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Ich habe es wirklich genossen, mit ihm zu reden. Es ist immer noch schwer fĂŒr uns, und es hat meine Sicht auf die Dinge um mich herum verĂ€ndert.
Was bedeutet es hinzusehen?
Ich wollte nicht einfach nur ein Buch mit Informationen ĂŒber die Antarktis machen, das wĂ€re dann wie ein illustriertes Wikipedia. Daher gibt es diese zweite Ebene, die sich durch das gesamte Buch zieht und die deutlich macht, dass es immer darauf ankommt, aus welcher Perspektive wir Dinge betrachten. Das wĂ€re ein gutes Schulfach, das uns lehrt, die Dinge um uns herum aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.
Es gibt nicht viele Orte auf der Erde, die noch nicht entdeckt oder erkundet worden sind. Aber ich sehe es als eine Herausforderung an, neue Perspektiven zu entdecken, die Erde zu betrachten. Den Blick und den Umgang mit der Erde zu Ă€ndern, ist letztlich ein Selbsterhaltungstrieb. Viel mehr bleibt uns nicht …
What teaches us to watch?
I didn’t just want to make a book with information about Antarctica, it would be such an illustrated wikipedia. So the second layer of the whole book is just that it always depends from where we are looking. and how we look. It could easily be a subject at school trying to look at things around you from a different perspective.
There are not many places in the world that have not yet been discovered, but I see it as a challenge to discover a new perspective on how to look at the earth. To change the view and approach to the Earth is, in the end, the instinct of self-preservation, we have nothing much left …
DANKE fĂŒr das GesprĂ€ch!
Thank you too
Das Interview wurde fĂŒr die Fachzeitschrift JuLit anlĂ€sslich des Deutschen Jugendliteraturpreises 2020 | Kategorie Sachbuch von Marlene Zöhrer gefĂŒhrt.Â
Karl Rauch Verlag
2019
80 Seiten
David Böhm