Ungarn | Dóra Elekes und Fruzsina Kun: Mutter und die Dschinn

Wie ist es, wenn die eigene Mutter trinkt? Sie verliert jegliches Zeitgefühl, sie wird aggressiv, überbordend euphorisch und tottraurig. Dass die Ehe darüber kaputtgeht und dass sie ihr Kind vernachlässigt, ist sowieso klar.

Eine Gefühlmischung aus Verlassenheit, Scham, Hilflosigkeit, Schuld sowie Liebe zur und Ekel vor der eigenen Mutter generiert die überaus bedrückende und luftabschnürende Atmosphäre in Dóra Elekes‘ tabubrechendem Jugendbuch. Die Autorin lässt den Leser die dramatische Situation allein aus der Perspektive ihres kindlichen Protagonisten miterleben. Erst nach und nach wird dadurch enthüllt, dass es sich bei den verschiedenen Dschinn (Geistern), die nach Ansicht des Kindes von der Mutter Besitz ergreifen, um die Ausprägungen der Alkoholsucht handelt. Der gerade einmal 37 Seiten lange Einblick in diese Misere muss am Ende aussichtslos bleiben: Das Kind bringt die betrunkene und fröstelnde Mutter zu Bett und löscht das Licht.

 

A muter meg a dzsinnek (Mutter und die Dschinn) Book Cover A muter meg a dzsinnek (Mutter und die Dschinn)
Csimota
2015
37
Dóra Elekes
Fruzsina Kun
ab 12 Jahren