White Ravens Festival mit ViVaVostok-GĂ€sten aus Estland und Russland

16. – 21. Juli 2016
MĂŒnchen

Alle zwei Jahre veranstaltet die Internationale Jugendbibliothek in MĂŒnchen das „White Ravens Festival fĂŒr Internationale Kinder- und Jugendliteratur“. Sechs Tage lang lesen dann Autoren und Illustratoren aus dem In- und Ausland, geben Workshops und SchreibwerkstĂ€tten und sprechen  in Podiumsdiskussionen ĂŒber ihre Arbeit. Das Festival bietet Raum fĂŒr renommierte, vielfach ausgezeichnete Autoren ebenso wie fĂŒr literarische Neuentdeckungen und schafft mit deutschen und internationalen Programmpunkten einen BrĂŒckenschlag zwischen den Kulturen.
Im Mittelpunkt stehen die Begegnungen zwischen Autoren, Illustratoren und ihren jungen und erwachsenen Lesern. 2016 konnten mit der UnterstĂŒtzung von ViVaVostok KĂ€tlin Vainola (Estland) und Daria Wilke (Russland) am Festival teilnehmen.

Homepage des White Ravens Festival
Homepage der Internationalen Jugendbibliothek

KÀtlin Vainola, geb. 1978 in Tallinn, ist in Estland eine sehr erfolgreiche Bilder- und Kinderbuchautorin. Sie gehört zur neuen Generation der estnischen Kinderliteratur, die sich seit 10 Jahren entwickelt. Nach dem Studium der estnischen Philologie und ihrer Arbeit als Lehrerin, Projektmanagerin und Herausgeberin, engagiert sie sich heute besonders im Bereich der Leseförderung und der kindlichen Literaturvermittlung. Mit Hund, Katze, Musiker-Mann und zwei Kindern lebt und arbeitet sie in Tallinn.
KĂ€tlin Vainola wird heute insbesondere als Verfasserin von witzig-prĂ€gnanten und zugleich philosophischen Bilderbuchtexten geschĂ€tzt: In zwei-drei SĂ€tzen entwirft sie in Lift Portraits ĂŒber das Leben und die Schrullen von exaltierten Oktopus-Damen und schĂŒchternen Giraffen-Herren, die gemeinsam und doch nebeneinanderher in einem Haus wohnen. Oder sie entwickelt in Wo ist die Liebe? aus einem kleinen ZwiegesprĂ€ch zwischen Mutter und Tochter die große Frage nach dem Wesen der Liebe. Sowohl das quirlige „Lift“ (2013) als auch das nachdenkliche „Wo ist die Liebe? (2014) waren fĂŒr den Kinderliteraturpreis der Stiftung Eesti Kultuurkapital nominiert. „Wo ist die Liebe?“ erhielt darĂŒber hinaus den PĂ”lvepikuraamat – den „Knie-Hoch-Preis“, der BĂŒcher fĂŒr jĂŒngste Leser prĂ€miert – und wurde als “schönstes Kinderbuch Estlands“ mit einem Spezialpreis ausgezeichnet.

Daria Wilke, geb. 1976 in Moskau, wuchs in einer (Puppen-)Theaterfamilie auf und studierte in ihrer Heimatstadt Psychologie und PĂ€dagogik. Nach TĂ€tigkeiten als Lehrerin sowie im Radio, begann sie als Journalistin fĂŒr verschiedene große Zeitungen in Moskau zu arbeiten. Im Jahr 2000 verschlug es Daria Wilke nach Wien, wo sie heute lebt und am Institut fĂŒr Slawistik der UniversitĂ€t Wien arbeitet. Sie ist gern gesehener Gast auf Literaturfestivals – in Russland und auch im deutschsprachigen Raum: Im Herbst 2015 eröffnete sie die Kinder- und Jugendbuchwochen Schleswig-Holstein.
SorgfĂ€ltig gewobene Texte und leichtfĂŒĂŸiger Stil treffen bei Daria Wilke auf hochsensible Themen. In ihrem neuesten Buch Der MĂŒllmann nĂ€hert sich Daria Wilke dem Thema der Xeno- und der Soziophobie in einer parabelhaften ErzĂ€hlweise an. Eines Tages klingelt die Miliz bei einem scheuen, kauzig bis menschenverachtenden MĂŒllmann und quartiert bei ihm einen „Durchreisenden“ ein, der vor dem Krieg aus seiner Heimat fliehen musste. In kurzen, scheinbar nĂŒchtern konstatierenden SĂ€tzen entwirft Wilke das Psychogramm eines Menschen, der sich gezwungen sieht, sich mit jemand Fremdem, aber letztlich mit sich selbst auseinanderzusetzen.