Russland | Daria Wilke und Aleksandra Nikolaenko: Der Müllmann

Daria Wilke ist definitiv eine der interessantesten Autorenstimmen der aktuellen russischen Kinder- und Jugendliteratur. Sorgfältig gewobene Texte und leichtfüßiger Stil treffen bei ihr auf hochsensible Themen.
In ihrem „Müllmann“-Buch nähert sie sich dem Thema der Xeno- und der Soziophobie in einer parabelhaften Erzählweise an: Ein Müllmann lebt allein und hat einen klar geregelten Tagesablauf. Er fürchtet sich vor der Dunkelheit, vor dem eigenen Spiegelbild und insbesondere vor anderen Menschen. Er ist froh, nachts zu arbeiten, wenn niemand auf der Straße ist. Eines Tages klingelt die Miliz bei dem scheuen bis misanthropischen Kauz und quartiert bei ihm einen „Durchreisenden“ ein, der vor dem Krieg aus seiner Heimat fliehen musste. In kurzen, scheinbar nüchtern konstatierenden Sätzen entwirft Wilke das Psychogramm eines Menschen, der sich gezwungen sieht, sich mit jemand Fremdem, aber letztlich mit sich selbst auseinanderzusetzen.

Musorščik (Der Müllmann) Book Cover Musorščik (Der Müllmann)
Vremja
2015
126
Daria Wilke
Aleksandra Nikolaenko